Das diesjährige Herbstprojekt unseres Musikpädagogen Wilhelm Ulloa trägt den Titel: „Wenn die Blätter tanzen, leuchten die Laternen.“
Auf dieser musikalischen Erlebnisreise zu den Dingen, die im Herbst geschehen, besucht der Igel Tappt die Kinder und wird mit ihnen Herbstlieder singen. Spielerisch lernen sie dabei verschiedene Musikinstrumente kennen und haben Zeit und Raum, diese für sich zu erkunden.
In dem Projekt stehen zwei Themen im Vordergrund: Die Partizipation und die Freude am Singen in der Gemeinschaft.
Der Begriff „Partizipation“ wird oft mit „Teilhabe“ verkürzt übersetzt. Dabei enthält er so viel mehr. Was er an Bedeutungen in sich trägt, trifft insgesamt auf das zu, was den Musiker Wilhelm bewegt: Beteiligung, Teilnahme, Mitwirkung, Mitbestimmung, Mitsprache und Einbeziehung der Kinder, ihre Individualität zu fördern und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden.
Eingebettet ist das Ganze in das durchdachte Konzept „Ronda Musical“.
Die Aufgabe der Umgebung ist es nicht, das Kind zu formen, sondern ihm zu erlauben, sich zu offenbaren.
M. Montessori
Das Zitat der berühmten Pädagogin beschreibt treffend, dass dieses zusätzliche pädagogische Angebot an den Kern der Arbeit unserer Berliner Kitas rührt, weil es die Kinder einlädt, sich selbst in einem gemeinschaftsbezogenen Kontext zu erleben und auszuprobieren. Musik ist in den Kindergärten von „El Mundo de los Niños“ ohnehin ein Teil des täglichen Ablaufs und der Rituale der Kinder. Wilhelm schrieb mir: „Die Musik besitzt die Gabe, Menschen zueinander zu bringen. Über den Kontakt mit der Musik können die Kinder lernen, besser zusammenzuleben und in Beziehung zu anderen Kindern zu treten und dabei eine harmonischere Kommunikation herzustellen. Einerseits erfahren die Kinder beim Musizieren eine Vielzahl von sinnlichen Wahrnehmungen, und zum anderen stärken sie ihre kognitive und sensomotorische Entwicklung. Außerdem wachsen, wenn sie musikalische Erfahrungen teilen, gleichzeitig ihre Fähigkeiten zur Teamarbeit.“
Dass die Kinder bei uns Musik aus verschiedenen Kulturen und Ländern kennenlernen, lässt sich wunderbar mit unserem bilingualen Grundkonzept verbinden. Das zeigt sich auch in der Auswahl der Musikinstrumente, zu denen neben Xylophon, Harmonika, Triangel, Gitarre, Rasseln und Klanghölzern auch Guiros und Handtrommeln gehören. Ein Ziel bleibt dabei immer, dass die Kinder diese Aktivität genießen und dass die Kreativität in ihnen Nährboden und Raum hat, zu erblühen.
Die Kinder lernen im Spiel, mit allen ihren Sinnen. „Wie fühle ich (mich)? Was gefällt mir? Was spricht mich an und was nicht?“ Es ist ein schrittweiser Prozess, ein Bewusstsein für die eigenen Fähigkeiten und Talente zu entwickeln, um sie dann auch entfalten zu können.
In unseren Kindergärten lernen die Kinder, dass die Musik ein Kommunikationsmittel ist. Eine Mittlerin und eine Möglichkeit, Botschaften, angenehme aber auch unangenehme Emotionen und Gefühle zu kommunizieren. Mit dem „Ronda Musical“ begleiten und fördern wir die Kinder durch das gesamte Jahr. Die Jahreszeiten bieten einen wunderbaren äußeren Anlass, auf innere Stimmungen einzugehen, auf sie zu lauschen und zu erleben, dass es möglich ist, ihnen Ausdruck zu geben. Die Lernschritte eines Kindes werden durch Musik wesentlich angeregt.
In den Kinderliedern aller Sprachen gibt es Reime und Wiederholungen. Auch mit Gesten und der Körpersprache können die Kinder die Musik begleiten. In spielerischer Form kann ein Kind seine Aussprache verbessern, den Sinn jedes einzelnen Wortes aufnehmen und seine individuelle Ausdrucksfähigkeit und Kreativität entwickeln und anwenden. Ein Schlüssel für das Interesse an Musik liegt darin, dass Kinder schon in ihren frühen Lebensjahren von Musik umgeben sind. Nicht unentwegt, aber zu ausgewählten Zeiten. Die Sinne des kleinen Kindes nehmen ja automatisch und nebenbei Reize auf und speichern sie ab. So entwickelt sich von allein ein musikalisches Verstehen. Und welches Kind singt nicht gern die Lieder, die es schon oft gehört und liebgewonnen hat?
Das Eingehen auf die Bedürfnisse der Kinder beinhaltet auch, ihnen Raum für ihre Spontaneität zu geben. Dadurch kommen alle positiven Effekte der freien Wahl zum Tragen. Berührend war das Feedback einer Mutter: „Wilhelm, die Kinder singen deine Lieder zuhause.“ Dazu passt auch diese Einsicht von Montessori: „Es ist die Aufgabe des Erziehers, dem Kind die Musik zu vermitteln. Dieser Aufgabe wird wohl nicht entsprochen, wenn man das kleine Kind, oft mit vielen Ermahnungen, dazu anhält, einem Instrument mit Mühe einige Töne zu entlocken.“ Wichtig ist dem Musikpädagogen, dass die Kinder schöne Erlebnisse haben. Denn die bleiben besonders dann ein Leben lang eine bereichernde Erinnerung, wenn sie in der Kindheit gemacht wurden.